An der Ostküste Sardiniens befindet sich das Gebirgsmassiv mit dem Namen „Supramonte“. Mit einer Gipfelhöhe von 1463 m und einer Ausdehnung von ca. 50 qkm das größte Kalksteingebiet Sardiniens. Durch die starke Verkarstung dieser Region verschwindet jegliches Oberflächenwasser in schroffen Gebirgsschluchten um sich schließlich in den zahlreichen unterirdisch verlaufenden Höhlensystemen zu sammeln und in Karstquellen wieder auszutreten oder ins Meer abzufliessen. Die Höhle „Utopia“ ist ein Teil dieses unterirdischen Systems und es ist davon auszugehen, das sie aufgrund ihrer enormen Größe eine wesentliche Rolle im Wasserhaushalt des Supramonte spielt. Durch die riesigen Höhlengänge fliesst ein unterirdischer Fluss, der ein großen Kollektor der gesamten Region sein könnte. Entdeckt und benannt wurde die Höhle „Utopia“ in den 90er Jahren durch ein deutsches Höhlenforscherteam, welches die gesamte Region des Golfo di Orosei erkundete. Etliche Expeditionen wurden bereits damals durchgeführt und der Hauptgangverlauf auf einer Länge von 4 Km erkundet. Ab 2006 habe ich das Projekt weitergeführt, zahlreiche Nebengänge wurden seitdem entdeckt und dokumentiert. Ebenfalls wurde der Hauptgang weiter bis auf eine Länge von 4,5 Km und einer Tiefe von 120 m erforscht. Ein Ende des Gangverlaufes war nicht in Sicht, lediglich die zunehmenden logistischen Schwierigkeiten setzen bisher die Grenzen der Erforschung.
Die letzten Tauchgänge (Sommer 2013) zum Vorstoß des Hauptganges hatten bereits eine Dauer von ca. 9 Stunden. Das Ziel des diesjährigen Projektes wird es daher sein, diesen Vorstoß mit Hilfe eines größeren Teams und aufwändigerer Technik und z.T. speziell entwickelten Geräten noch weiter voranzutreiben. Das Team wird sich auf die sichere Durchführung meines langen Explorationstauchgangs („push-dive“) konzentrieren. Durch den Einsatz von redundanten Rebreather-Tauchgeräten und eines Unterwasser-Habitats für die Dekompression werden bei diesem Vorstoß Tauchzeiten von über 20 Stunden möglich sein. Die Verwendung von Kreislaufgeräten ermöglicht eine große Flexibilität hinsichtlich der möglichen Dauer dieses Vorstoßes.
Da sich der Höhleneingang unter Wasser direkt vor der Steilküste im Mittelmeer befindet, ist die gesamte Logistik ausschließlich über den Wasserweg, bzw. vom Boot aus zu leisten. Durch die Erforschung des Gangverlaufs der „Utopia“ kann diese Exploration ein wichtiger Baustein in der Erforschung des gewaltigen Supramonte-Karstsystems liefern und wesentlich zum Verständnis des Unterwasserhaushalts und der Entstehungsgeschichte des „Supramonte“ Gebirge beitragen.
Neben der Erforschung der Utopia Höhle finden bereits seit einigen Jahren parallele Projekte auch im Bereich der Speleologie/Multiple Sifon Tauchen statt, die von nun an unter dem gemeinsamen Titel des SKEP zusammengefasst und fortgeführt werden. Zu nennen ist das Projekt „Bel Torrente“ welches eine in der Nachbarschaft zur „Utopia“ gelegene Höhle in ausgedehnten mehrtägigen Expeditionen (Biwakieren in Trockenteilen des Höhlensystems) erforscht wird.